Symbolbild: Der gottvolle Augenblick

 

 

 

Johann Wolfgang von Goethe:

 

Wär nicht das Auge sonnenhaft,

wie könnt es die Sonne je erblicken,

läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,

wie könnt uns Göttliches entzücken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildbeschreibung

 

Das Auge ist zugleich die Blumenzwiebel. Das weiße Licht der Sonne zeigt sich im Auge als Farbspektrum. Das weiße Licht ist für das menschliche Auge unsichtbar, in den Spektralfarben wird es sichtbar. Das Auge liegt an der Schwelle zwischen Himmel und Erde. Die unteren Augenwimpern verschmelzen mit der Erde, die den Wurzeln Halt gibt. Die oberen Augenlider sind gleich Feuerzungen, die sich gemeinsam mit den Tulpenblütenblättern als Flammen gegen Himmel erheben. Der Same enthält das gesamte Potenzial der Blume – den Kreislauf und Zyklus der Natur – das Werden und Vergehen. Die Sonne lockt die Zwiebel zur Entfaltung und zur Bildung der Frucht, die wieder ihrerseits in tausendfacher Vervielfältigung Samen schafft, die das Potenzial des Ganzen in sich tragen. Der Mensch in seinem innersten Wesen gleicht der Blumenzwiebel und dem Auge. Als Verbindungsglied zwischen „oben und unten“, zwischen „Himmel und Erde“, zwischen „Gott und Mensch“ fühlt er das gesamte Geheimnis in sich, weiß sich eins mit allem und Teil des Ganzen zugleich. Der gegenwärtige Augenblick wird zum Schlüssel: Im wachen Erleben des Moments offenbart sich die ihm innenwohnende Schönheit.